Kleidung ist nicht banal, sie ist Lebenskultur.
Mit ihr kann man sein Selbstbildnis befestigen oder radikal ein neues Leben anfangen.
Das Schöne ist: was von beiden stimmt, weiß niemand.
Man kann sich mit ihr einen eigenen Kosmos erfinden -wie beim Theater, wo man Rollen spielt und eine „Figur“ erfindet.
Die Mode ist das Kostüm fürs wahre Leben. Und niemand weiß, ob man sich mit ihrer Hilfe zeigen, verhüllen oder gar verschwinden will (das Anagramm von „Omen“ ist übrigens „Nemo“ = „niemand“).
So entstehen Freiheit, Vergnügen, Spaß, Rollenspiel.
Man kann risikolos ein anderer sein. Oder man selbst. Herrlich.
Kein Wunder, dass Künstler die Bühne des Lebens lieben.
Kaum ein Popstar, der die Mode oder ihre Einzelteile nicht besingt, von David Bowie oder Amy Winehouse bis zu
Roxy Music, Bob Dylan oder Elvis Costello. Kaum ein Dichter oder Denker, der nicht über sie nachdenkt, von Gottfried Keller über Oscar Wilde bis zu Roland Barthes oder Elfriede Jelinek. Und das Theater sowieso.
Eigentlich auch gar nicht erstaunlich: denn die Kleidung -
egal ob verrückt, verlottert oder dezent - sie ist unsere „Wohnung“ auf der Bühne des Lebens.
Joachim Lux, Thalia-Theater Hamburg
(2020, für OMEN (Thomas i Punkt))
"Kleidung -
egal ob verrückt, verlottert oder dezent - sie ist unsere 'Wohnung' auf der Bühne des Lebens."
Joachim Lux,
Thalia-Theater Hamburg